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Wie es euch gefällt

28. April 2010

Teaser Infight BeatClub

Stell Dir vor es ist Konzert und keiner geht hin. Ungefähr so müssen sich Shy Guy at the Show vergangenen Freitag im Beat!Club gefühlt haben. Der Hauptact Infight hatte zumindest eine rudimentäre Fanbase »eingeflogen«.
Der Geruch von Hähnchen süß-sauer lag in der Luft, und wir konnten zumindest bei lauen Temperaturen draußen unser Wartebier zu uns nehmen. Öffnungs- und Einlasszeiten in Clubs sind ja immer so eine Sache. Entweder man kommt zu spät oder mächtig zu früh; Thorsten hat damit ja schon einschlägige Erfahrungen gesammelt. Im Fall des Freitagskonzert im Beat!Club mitten in Stuttgart-Chinatown (über den Vermerk auf dem Plakat hatten wir uns erst gewundert, bei kurzem Umschauen aber mächtig zustimmend nicken müssen) waren wir ungefähr 1,5 Stunden zu früh dran. Denn es wurde und wurde nicht voller. Dass der Soundcheck noch läuft wenn man zum Konzert kommt, ist zwar inzwischen Usus und auch nicht weiter tragisch, aber dieses Warten auf Godot war schon etwas, naja, lästig… Von uns aus dürfen Konzerte gern erst um 22 Uhr beginnen, aber dann schreibt’s halt auch hin ;)

Beat!Club Leere

Gähnende Leere im Beat!Club – das Wetter war wohl doch zu schön, um drin zu sein.

Es wurde also gewartet, bis sich der Saal immer noch nicht füllte, aber zumindest war der Infight-Anhang nun komplett. Der »Vorband« bot sich trotzdem ein ziemlich trauriges Bild. Auf der Bühne war es gefühlt voller als im Club. Grob überschlagen bestand das Publikum aus etwa 10 Leuten, einschließlich dem Hauptact. Und auf der Tanzfläche war es heller als auf der Bühne. Warum nur? Dass die Bühne für Shy Guy at the Show-Sänger Sebastian Emling zu niedrig war, kann wohl kaum der Grund gewesen sein. Scheinwerfer kann man ja auch runterhauen, wenn sie aus sind ;) Und trotz dieser widrigen Umstände boten die New Wave-Industrial-Rocker aus Karlsruhe eine höchst professionelle Show ohne Sparflamme. Chapeau! Mit einem Mix aus älterem und neuem Material ihrer aktuellen CD Birth of Doubt brachten sie zum Schluss sogar einige im Publikum zum munteren Popowackeln und uns zum Schwelgen in alten Erinnerungen, als wir noch Sisters of Mercy bei den berühmt-berüchtigten Grillfesten zu Schulzeiten aus dem Kassettenrecorder plärren ließen (also das Ding mit den Boxen links und rechts, wo man so rechteckige Plastikteile mit Magnetband reingesteckt hat; ja, und da kam sogar Musik raus, ganz ohne mp3!).

Shy Guy at the Show im Beat!Club

Trotz des leeren Clubs eine geile Show und gar nicht Shy – Shy Guy at the Show aus Karlsruhe

Shy Guy at the Show sind allerdings noch eine gute Spur härter als die Vertreter aus den Achtzigern, was uns ziemlich gut gefallen hat. Ein erstaunlich tiefer Gesang aus so einem hohen Menschen. Und eine echte Rampensau: Sebastian Emling verbiegt seinen Körper quer über die Bühne, geschmückt von Tattoos kann man gar nicht anders als hingucken und sich einfangen lassen von den Songs, die wie eine brodelnde Harley über einen rollen. Hier hatte man zu keiner Sekunde das Gefühl, in einem fast leeren Raum zu stehen, beeindruckend. David Emling (git), Sebastian Hellmann (dr), Jonas Schira (keys) und Sven Schiffler (b) rückten zwar ob der Präsenz ihres Frontmanns manchmal in den Hintergrund des Geschehens, ließen sich aber trotz der unbefriedigenden Situation zu keiner Spielsekunde aus der Ruhe bringen und boten wie gesagt eine tolle Performance. Und Thorsten war sooo froh, die Band endlich mal live gesehen zu haben. Mal wieder einer dieser Überraschungstreffer, für den es sich lohnt, eine Bierlänge länger zu warten. So lohnenswert, dass wir uns gleich einmal das Album bestellt haben. Für einen Kauf vor Ort waren wir leider zu spät, die Hälfte der Band war mitsamt CDs schon auf dem Heimweg.  Noch ein paar wenige Worte zum Sound: Schlagzeug und Bass waren recht präsent abgemischt, auch Gitarre konnte man (vermutlich vor allem von der Bühne) gut wahrnehmen, einzig die Keys waren hier und da zu leise und gegen Ende des Sets auch leider der Gesang. Das war bis etwa zur Hälfte des Sets noch nicht der Fall, bis dahin war der Sound sogar nahezu perfekt. Als ob einer auf einem Kabel saß… hmmm, schad drum.

Infight Beat!Club

Infight im sexy Paillettenambiente – später ließ Sänger Shorty auch den Feinripp weg

Kommen wir nun *trööööt* zum eigentlichen FreitagabendindenBeat!Clubhingeh-Grund: Infight aus Freiburg hatten uns ja ihre aktuelle EP Discopunk zur Rezension vorgelegt (siehe hier) und uns auf den Termin in Stuttgart hingewiesen. Unsere Meinung zur EP bzw. Band war ja eher »gemischt«: die Songs schrieen geradezu danach, so etwas vor allem live zu genießen, um entsprechend abgehen zu können. Außerdem wollten wir uns von der zelebrierten Extrovertierheit der Band mal live und in Farbe und vor allem nicht nur auf der Toilette (siehe Bandfotos) überzeugen. Der Versuch ging ein wenig, naja, auf die Schüssel, also eben knapp daneben. Solide Performance sagt man da wohl. Also nicht, dass die Jungs zu wenig Einsatz auf der Bühne gebracht haben. Im Gegenteil. Schätzungsweise gab es eine Sponsorenanfrage von Schiesser, denn man ging mit geballter Mannes-Feinrippkraft ans musikalische Werk, Ausnahme war hier nur Gitarrist Johnny. Und auch der Bühnensound kam dem Sound der EP schon recht nahe. Nur deshalb hat sich für uns nix geändert. Selbst wenn technisch theoretisch alles gestimmt hat, so richtig »getouched« hat es uns eben immer noch nicht. Im Gegensatz zur loyalen Fanbase – und den inzwischen circa fünf weiteren Besuchern, die auf den Beginn der Disco warteten –, die durchaus gut mitgingen und sichtlich Spaß an den Infight-Jungs hatten. Gerockt hat man ordentlich, wenn auch nach wie vor keine großen Sound- oder Kompositionsunterschiede von Song zu Song auszumachen waren. Bizarr, wie vor jedem Song im Laptop nach einem Sound gerödelt wurde und dann ohrenscheinlich derselbe rauskam wie vorher auch. Wenn man böse wäre, könnte man fast sagen, Infight spielen im Grunde immer Cover-Versionen ihres zugegeben guten Songs »Shoot Shoot Shoot«. Das passt ja dann auch wieder nach Chinatown, wo es unzählige Varianten ein- und desselben Gerichtes gibt. Wer auf punkigen Rock mit Discobeats steht und Wiederholungen wie Dallas oder Tutti Frutti liebt, sollte sich die Jungs reinpfeifen, am besten mit einer lustigen, vorgeglühten Truppe. Dann klappt’s bestimmt auch mit dem Abgehen. Wir sind da wohl eher die Spaßbremsen. Und zu alt für sowas. Und nicht sexy genug. Oder so.

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